Deutsche Filmgeschichte 1960er/1970er-Jahre
Nachfolgend werden zwei Strömungen in der deutschen Filmgeschichte beleuchtet, die es in West-Deutschland in den 1960er und 1970er Jahren bis etwa Anfang der 1980er Jahre gab.
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Nachfolgend eine kurze Zusammenfassung der zwei Gruppen junger deutscher Filmemacher in der deutschen Filmgeschichte in den 1960er Jahren und 1970er Jahren:
Oberhausener Gruppe
Die Oberhausener Gruppe prägte durch ihr Oberhausener Manifest den Begriff Neuer Deutscher Film und setzte einen Meilenstein in der west-deutschen Filmgeschichte.
Unterzeichner des Oberhausener Manifests waren 26 junge deutsche Filmemacher und Regisseure:
Christian Doermer, Rob Houwer, Ferdinand Khittl, Alexander Kluge, Walter Krüttner, Hansjürgen Pohland, Edgar Reitz, Peter Schamoni, Haro Senft, Franz-Josef Spieker, Wolfgang Urchs und Herbert Vesely u.w.
Sie verlasen ihr Oberhausener Manifest zum Neuen Deutschen Film am 28.2.1962 auf der Pressekonferenz mit dem Titel „Papas Kino ist tot“ bei den „8. Westdeutschen Kurzfilmtagen Oberhausen“.
Vorbild der Oberhausener Gruppe und der Neuen Münchner Gruppe war die in Frankreich entstandene Nouvelle Vague (französisch: Neue Welle) in der französischen Filmgeschichte.
Die Nouvelle Vague ging im Kern zurück auf die französischen Filmkritiker und Regisseure Claude Chabrol, Jean-Luc Godard, Jacques Rivette, Éric Rohmer, Jacques Rozier und François Truffaut.
Erklärtes Ziel der Nouvelle Vague Ende der 1950er Jahre war es, den Regisseur als alleinigen Entscheider bei einer Kino-Filmproduktion in den Vordergrund zu stellen.
Darüber hinaus sollte eine staatliche Filmförderung die jungen Autorenfilmer wirtschaftlich unabhängiger machen, damit sie nicht aus Budgetgründen gezwungen waren, Kurzfilme drehen zu müssen.
Anders als im traditionellen Kinofilm sollten Regisseure nach Auffassung der Oberhausener Gruppe weitgehend frei und unabhängig von den Weisungen eines Produzenten in der deutschen Filmindustrie sein und so ihren Filmen eine individuelle, kreative Note verleihen können.
Weil der Regisseur überwiegend alle künstlerischen Aspekte bei der Filmproduktion wie das Drehbuch und den Schnitt übernahm, etablierte sich in der Folge der Begriff Autorenfilm.
Auch in der ehemaligen DDR gab es Autorenfilme in den 1960er und 1970er Jahren, wenngleich wegen der systembedingten Einschränkungen und strikten Zensur nur wenige.
Die folgenden zwei Autorenfilme aus der DDR schrieben sogar deutsche Filmgeschichte: 1966 Spur der Steine (Regie: Frank Beyer) und 1973 Die Legende von Paul und Paula (Regie: Heiner Carow).
In West-Deutschland entstand durch die Oberhausener Gruppe ab dem Jahr 1962 in der Folge des Oberhausener Manifests der sog. Neue Deutsche Film als westdeutsche Form des Autorenfilmes.
Prägende Regisseure im Neuen Deutschen Film, die der Idee der Oberhausener Gruppe zu einem Autorenfilm folgten und mit ihren späteren Werken deutsche Filmgeschichte schrieben, waren:
Rainer Werner Fassbinder, Peter Fleischmann, Reinhard Hauff, Werner Herzog, Wolfgang Petersen, Volker Schlöndorff, Bernhard Sinkel, Jean-Marie Straub, Hans-Jürgen Syberberg, Michael Verhoeven und Wim Wenders, um nur einige zu nennen.
» Weitere Informationen über die Oberhausener Gruppe
Neue Münchner Gruppe
Mit einer Verzögerung von zwei Jahren bildete sich fast parallel dazu im Bereich Autorenfilm die Neue Münchner Gruppe, die von etwa in den Jahren 1964 bis 1972 in München-Schwabing bestand.
Zur Neuen Münchner Gruppe gehören folgende junge deutsche Filmemacher und Regisseure:
Klaus Lemke, Rudolf Thome, Max Zihlmann, May Spils, Werner Enke, “Boris” Marran Gosov, Dieter Geissler, Martin Müller und Eckhart Schmidt.
Ein Film der Neuen Münchner Gruppe, der am 4. Januar 1968 in die westdeutschen Kinos kam, zählt mit über 6,5 Millionen Kino-Besuchern zu den erfolgreichsten Filmen der deutschen Filmgeschichte:
Zur Sache Schätzchen, der erste Langfilm (Spielfilm) der jungen Regisseurin May Spils mit den Schauspielern Werner Enke, Uschi Glas, Henry van Lyck, Rainer Basedow und anderen in den Hauptrollen.
Die Polizei- und Filmkomödie lief in den USA unter dem Titel Go for it, Baby und nimmt neben ihrem kommerziellem Erfolg auch inhaltlich eine Sonderrolle bei den Filmen ein, die in der Zeit des Neuen Deutschen Films in den 60er und 70er Jahren gedreht wurden.
Denn Zur Sache Schätzchen war seinerzeit ein seltener deutscher Film, der lustig war und mit seiner flapsigen Sprache wie fummeln, es wird böse enden und Dumpfbacke die deutsche Sprache prägte.