Interview mit Promifotograf Mike Gallus im Forum (März 2015)
Der Münchner Promifotograf Mike Gallus hat schon viele große Namen vor seiner Kamera-Linse gehabt.
Im Interview mit Nicole Schunemann vom Wochenmagazin Forum sprach er in der Ausgabe März 2015 über Tennis-Legende Steffi Graf im Badeanzug und seine erste gebastelte Kamera sowie darüber, wann ein Foto ein gutes Foto ist:
Das Interview in Text-Form:
Arnold Schwarzenegger hat für uns gekocht
Der Münchner Promi-Fotograf Mike Gallus hat schon viele große Namen vor der Linse gehabt. Im FORUM-Interview spricht er über seine erste selbst gebastelte Kamera, wann ein Foto ein gutes Foto ist und Steffi Graf im Badeanzug.
Mike W. Gallus war offizieller Park-Hilton Hotel Fotograf am Englischen Garten unter Hoteldirektor Manfred Matysik, Holde Heuer und Annette Zierer (PR-Abteilung) von 1982 – 1990.
Von Nicole Schunemann
Ob Musiker wie Rod Stewart, Elton John, Brian Adams oder die BeeGees, Superstars wie Tina Turner, Milva, Adriano Celentano oder Stevie Wonder – Mike Gallus kriegte alle vor seine Linse.
Er filmte in Talkshows Udo Jürgens, Mario Adorf, Hildegard Knef, traf Udo Lindenberg, Brian Ferry, Marius Müller-Westernhagen.
Eigentlich kommt der Cousin von Hera Lind vom Film, denn er absolvierte 1973 eine Ausbildung an der Filmhochschule in München und gehörte neben Bernd Eichinger zu den ersten Absolventen.
Herr Gallus, wie sind Sie eigentlich zur Ausbildung an die Filmhochschule gekommen ?
Mein Patenonkel, der Vater von Hera Lind, ein Arzt, hatte eine acht Millimeter Filmkamera mit Federaufzug, für das Jahr 1955 sensationell.
Er kam mich im Internat besuchen, da war ich zehn, er filmte mich beim Fußballspielen. Als er mir Wochen später den Film zeigte und ich mich selbst auf der Leinwand sah, war das für mich so ein elementares Erlebnis, dass ich dachte, das will ich auch machen.
Mit einem Spiegel in der Tintenfass-Schachtel bastelte ich eine Art Lochkasten, um die Mitschüler zu beobachten. Da hab` ich schon überlegt, wie ich das als Film machen würde, weil ich ja noch keine echte Kamera hatte.
Und wie kamen Sie dann an Ihre erste Kamera ?
Einige Jahre sparte ich das ganze Taschengeld zusammen, damit ich mir endlich mit 15 Jahren für 139 Mark eine japanische Acht Millimeter-Filmkamera kaufen konnte.
Ab diesem Zeitpunkt verbrachte ich fast meine gesamte Freizeit mit Filmen, Fußball und Theaterspielen.
Bei Filmvorführungen zahlten die Mitschüler immerhin schon 50 Pfennig und das freiwillig. Einmal ging die teure Lampe kaputt, da haben sie dann für mich zusammengelegt, das war echt kameradschaftlich.
Nach der Schule haben Sie dann aber erst mal noch einen Umweg gemacht.
Nach dem Abitur 1966 ging ich für zwei Jahre als Freiwilliger zum Militär ins Rheinland. Erst war ich Heeresflieger, dann Fernmelder, dazu absolvierte ich eine Ausbildung als Reporter, Rundfunksprecher und Redakteur im Soldatensender 701 der Bundeswehr.
In München studierte ich ab 1968 drei Semester Germanistik und Theatergeschichte, 1969 wechselte ich zur Filmhochschule, Studiengang Abteilung Technik und Film, Fächer Kamera, Drehbuch, Regie.
Was kam anschließend, nachdem Sie das Diplom der Filmhochschule in der Tasche hatten ?
Mein erster Auftrag war ein Industriefilm, der hieß „Zucker – Süße Kraft des Lebens“. Der Film handelt von der Verarbeitung und Herstellung der Zuckerrüben. Er wird heute noch in Wissenschaft und Unterricht in den Schulen gezeigt.
Anschließend machte ich in zahlreichen Film- und Fernsehproduktionen mit. Unter anderen in der Kino-Komödie von Werner Enke „Wehe, wenn Schwarzenbeck kommt …“. Sein Erfolgsfilm mit Uschi Glas war „Zur Sache Schätzchen“.
Er spielte selber mit, schrieb die Dialoge, war sehr detailverliebt und ließ mich als Tonmann viele Effektgeräusche aufnehmen.
Bei der Serie „Wochenendgeschichten“ wurde ich als Ausstatter für das ZDF gebucht. Kameramann Gerard Vandenberg zeigte mir, wie man richtig Standfotos macht.
Anschließend kam ich als Filmarchitekt zu Helmut Dietl und Franz Geiger. Sie drehten zehn Folgen für den Bayerischen Rundfunk (BR) „Der ganz normale Wahnsinn“.
Was hat Sie von der Filmindustrie in die Fotografie verschlagen ? Warum Promi-Fotograf ?
Mit Kameras hantieren war super, mir gefiel das. Der Produzent Hans Fries warb mich kurzerhand ab und machte mich wie gesagt zum Ausstatter für mehrere Folgen „Wochenendgeschichten“ im ZDF.
Zu der Zeit jobbte ich im Fotofachhandel, besaß eine Nikon FE und eine 24 Karat Gold Polaroid Kamera.
Kameramann Gerard Vandenberg nutzte sie ständig am Set für „Anschlüsse“. So wurde ich Kamera-Assistent. Darsteller schnell mal fotografieren, Filmkleidung, Requisiten, Schauplätze oder Autos, alles eben, wenn es erst nach Tagen weitergeht und genau wie vorher sein muss.
Ganz ähnlich lief das bei „Rockpop“ im ZDF. Fotografische Portraitarbeit kannte und konnte ich jetzt, so kam es zu ersten Veröffentlichungen in der Münchner Presse.
Ein mehrwöchiges Engagement als Filmfotograf bei Helmut Ringelmanns Neuer Münchner Filmproduktion in der Bavaria für „Der Alte“ machte den eingeschlagenen Weg perfekt.
Wenn Sie zurückschauen, gibt es ein Erlebnis als Fotograf, das in besonderer Erinnerung bleibt ?
Es gab viele besondere Momente. Natürlich bleibt das erste Mal auf dem roten Teppich bei den Internationalen Filmfestspielen Cannes, 1977, unvergessen.
Da hab`ich nur gestaunt. Da lag der Teppich noch vor dem alten Festspielhaus, heute steht dort ein prächtiges Hotel. Sehr imposant war es ebenso 1979 auf dem Wiener Opernball.
Cool war das Fotoshooting mit dem Discopop-Duo Milli Vanilli, dass mir später völlig unerwartet ein fettes Honorar von 2.000 englischen Pfund durch eine Publikation in „Smash Hits“, London, einbrachte.
Auch der Ableger in Australien brachte die Story. Im Gedächtnis blieb zudem die Begegnung mit Roger Moore beim Filmball. Der Fotograf hatte genau einen Quadratmeter, wo er stehen durfte.
Auch das Shooting mit La Toya Jackson für die „Bravo“ war klasse. Ein besonderes Ereignis war die Begegnung mit Katharina Witt. Sie bekam den Bambi 1988 noch vor der Wende.
Ich brachte sie zu Karin Müller-Wohlfahrt, der Gattin des berühmten FC-Bayern-Doktors. Sie fand gleich ganz zielsicher die richtige Rolle.
Mein absolutes Highlight war das sexy Fotoshooting für den „Kölner Express“ 1989 mit Tennis-As Steffi Graf, denn Steffi machte im Badeanzug genauso eine tolle Figur wie am Tennisplatz.
Dann gab es ja noch die Eröffnungsfeier von der Restaurant-Kette „Planet Hollywood“ in München. Arnold Schwarzenegger war beteiligt, ebenso Sylvester Stallone.
Der österreichische Muskelmann trumpfte auf, als er selber in der Küche für uns Journalisten kochte. Er ist wirklich charismatisch.
Schon damals top erfolgreich mit Conan der Barbar oder Terminator und überall gefeiert als Filmstar, strahlte er auch unter seiner Kochmütze so viel Echtheit und Bodenständigkeit aus, pure Leidenschaft.
Wenn Sie den roten Teppich heute mit damals vergleichen, was hat sich geändert ?
Heute ist der „red carpet“ zu eigenen Genre mutiert. Da zeigen sich Stars und Starlets in ganz großen Roben.
Mir scheint oft, das ist nur ein Sieg auf ganzer Linie von Marken, Sparten, Bekleidungs- beziehungsweise einer immer unrühmlicheren Schönheitsindustrie.
Das Geschehen hat sich verselbstständigt. So richtig Spaß macht es nicht, überall Absperrungen, Termine und Konkurrenzdruck. Kollegen schreien rum, das ist schaurig.
Alles soll schon vor dem Filmstart, sprich auf dem Teppich, stattfinden. Die Stars posieren vor einer Sponsorenwand und setzen sich mehr oder weniger gekonnt in Szene.
Manche kommen sogar mehrmals. Das Motto „gesehen und gesehen werden“ bestimmt den Zirkus, der eigentliche Film beziehungsweise das Ereignis selbst rückt in den Hintergrund. Schade eigentlich.
Sie fotografieren öfter auch Hochzeiten. Sind die „Normalos“ weniger anstrengend oder aufgrund der geringen Erfahrung vor der Fotolinse anstrengender ?
Mensch ist Mensch., es gibt solche und solche. Gerade die C-Liga macht immer wieder auf cool und megawichtig. Da brauchst Du Geduld und Spucke.
Selbst von schwierigen Zeitgenossen oder nicht so fotogenen Menschen kannst Du gute Fotos kriegen. Da ist es an Dir zu motivieren und Stimmung zu machen.
Viele Normalos sind Naturtalente, da kommt man oft ins Staunen und Schwärmen, wie sie Spaß haben.
Was ist Ihrer Meinung nach ein gutes Foto ?
Ein gutes Foto spricht alle Sinne an. Du musst die Situation auf den Punkt bringen. Es gilt in dem einen, dem ganz besonderen Moment, abzudrücken.
Im Sekundenbruchteil, das kann für dich alles oder nichts bedeuten. Alles Wichtige muss drauf sein, nichts abgeschnitten. Verlage und Zeitungen bestimmen das Genre.
Ein Beispiel: Da kommt Daniel Craig, Mister James Bond persönlich, er war gar nicht angekündigt, da musst Du auch mal selbst laut werden, dass er dich sieht oder zu dir rüber lacht.
Seit 2008 sind Sie als Naturfotograf tätig, wie kam es dazu ?
Die Natur hat mich schon immer beeindruckt, weil sie lebendig ist. Vor allem faszinieren mich die verschiedenen Farben der unterschiedlichen Jahreszeiten. Die Botanik ist so einmalig, so vielseitig und abwechslungsreich.
ZUR PERSON
Mike (Taufname Michael) Gallus kam kurz vor Kriegsende am 2. Juni 1945 in Nieheim, Westfalen, im Erzbistum Paderborn zur Welt.
Er hat zwei erwachsene Töchter und drei Enkel. Seit 1968 lebt er in München und arbeitet als freier Fotograf für diverse Zeitschriften und Werbeformate.
Zudem war er von 1982 bis 1990 offizieller Hausfotograf im „Park Hilton“, sowie von 1990 bis 2004 bei der BMW Niederlassung in München.
Seit acht Jahren ist er regelmäßig als Fotoreporter für das Livestyle-Magazin „Münchens Feine Adressen“ im Einsatz.
Mike Gallus berichtet über News & Events aus den Bereichen Politik, Wirtschaft, Kultur, Mode und die Stars und die Prominenten aus München.